Der
unbemerkte Regen
Du kannst es kaum glauben, aber
in Venedig gibt es eine Art unsichtbaren Schutz vor dem Regen – zumindest
scheint es so. Dicke Regenwolken hängen wie eine Bedrohung über der
Lagunenstadt. Wir hatten oft Sorge, dass uns ein plötzlicher Regenguss
überraschen könnte. Doch jedes Mal, wenn wir gerade einen Museums- oder
Kirchenbesuch beendet hatten und auf die nasse Straße traten, wurden gerade die
Schleusen des Himmels geschlossen und es waren nur vereinzelte, zaghaft Tropfen
von den Dächern zu sehen.
Es fühlte sich fast magisch an,
als ob die Stadt selbst unsere Ausflüge geplant hätte, um uns vor dem unwillkommenen
Nass zu bewahren. Und so konnten Anneliese und ich jede Sehenswürdigkeit in
Ruhe erkunden und die Regenpausen nutzen, um im Spaziertempo die Lokation zu
wechseln.
Vom selten geöffneten Museum für Ikonen, neben der griechischen Botschaft, bis hin zur imposanten Basilika San Giovanni e Paolo waren wir überall geblieben. Die großen Grabdenkmäler in der Kirche beeindruckten Anneliese besonders. 26 Päpste haben hier ihre letzte Ruhe gefunden. Die Denkmäler, die sie sich bauen ließen, zeigen all ihre Pracht und zeugten von vergangenen Zeiten des Glanzes. Bescheidenheit und Demut sind nicht zu finden.
Aber nicht nur kulturelle
Highlights gab es zu entdecken: In den Gassen Cannaregios stießen wir auf ein
Geschäft mit maßgeschneiderter Bekleidung für Damen. Dort fand ich einen
wunderschönen grauen Mantel, konnte mich jedoch nicht entscheiden. Nach einem
kurzen Abstecher ins nächste Café zur Gedankenordnung kehrte ich zurück und
kaufte den Mantel schließlich – inklusive eines kostenlos dazu geschenkten
Schals.
Anneliese hatte ebenfalls Glück
und fand in einem Chinesenladen ein dringend benötigtes iPhone-Kabel. Ihr
Gesicht strahlte vor Freude, denn nun konnte sie sorgenfrei ihre Fotos machen
und unschätzbare Erinnerungen festhalten.
Auch die Außenstelle der Biennale Architektur im Palazzo Bembo beeindruckte uns mit ihren Ideen, wie man Architektur harmonisch mit der Natur vereinen kann. Die Darstellungen waren wunderschön und inspirierend zugleich.
Doch jetzt plagt uns der Hunger,
doch zum Glück retten uns die Spaghetti al nero di sepia und eine Pizza am
Campo San Stefano vor dem Magenknurren. Und wer weiß - vielleicht werden wir
nach diesem kulinarischen Genuss erneut von einem unerwarteten Regenguss
verschont? Eines ist sicher: Venedig hat immer wieder Überraschungen parat!
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